Wolfgang Hillinger im Interview zum Thema VDA5050 und News im FTS Segment
Im Interview mit Wolfgang Hillinger, CEO von DS AUTOMOTION und Mitglied des Vorstandes im VDMA, geht es um das Thema VDA 5050, die Vor- und Nachteile eines herstellerunabhängigen Flottenmanager und um Themen wie die Planbare Autonomie. Auch die Frage, was sich hinter dem Layout Interchange Format verbirgt, wird geklärt sowie ein Blick in die Zukunft der fahrerlosen Transportsysteme gewagt.
Wie weit ist die VDA 5050?
Der offizielle Stand zeigt wenig, aber die aktiven VDMA-Anbieter sind schon weiter, die Version 2.0 kommt im ersten Quartal 2023. Auf ihr wird das FTS-Mesh Up Ende März 2023 basieren. Sie kann unterschiedliche Fahrzeuge verschiedener Anbieter und Navigationsarten verwalten. Sie weist auch autonom navigierende Zonen aus.
Ist VDA5050-konform ein einheitlicher Standard?
Ja und Nein. Es ist ein Standard, der aber eine gewisse Interpretation und Formulierung zulässt. Ich würde es so umschreiben, dass wir alle dieselbe Sprache sprechen, aber jeder hat seinen Dialekt. Die generelle Problematik ob konform oder nicht, haben wir im VDMA erkannt und diesem Thema widmen wir uns gesondert. Hierzu benötigen wir eine qualitative und neutrale Evaluierung.
Welche Vorteile haben herstellerunabhängige Flottenmanager?
Einige Betreiber glauben, dass diese Herstellerunabhängigkeit einen großen Mehrwert bieten. Der Vorteil dieser neu geschaffenen Managementsystemen ist ein modernes Framework mit den damit verbundenen Vorteilen, von denen der Betreiber nur wenige wahrnimmt. Die Systeme konzentrieren sich aber nur auf das FTS und deren Fahraufträge und bilden nur den erfassten Materialfluss ab. Bei Aufträgen abseits der digitalen Welt, kommen diese Manager schnell an ihre Grenzen. Stichwort Leergut. In den meisten Betrieben sind Leerguttransporte selten in einem ERP System erfasst, und müssen in einem FTS Projekt selbst erfasst und generiert werden.
Bei spezielle Materialfluss-Logiken, um ein FTS effizienter oder gewisse Versorgungssicherheiten zu garantieren, müssen oft kundenspezifische Materialfluss-Logiken realisiert werden, die nicht jeder unabhängige liefern kann.
Bei der Einbindung von bemannten Fahrzeugen oder anderer Logistikprozesse sind sie aber weiter. Hier grenzen sich die klassischen FTS Hersteller von den unabhängigen ab.
Welche Nachteile oder Probleme gibt es bei der Beistellung eines herstellerunabhängigen Flottenmanager?
Problematisch ist die Regelung der Verantwortlichkeiten. Wer zeigt sich für Fahrkurs, Risikoanalyse, die gemeinsame Inbetriebnahme, Auftragsabwicklung und eventuelle Anpassungen verantwortlich – das kann für den Kunden, aber auch dem Hersteller FTF sehr problematisch werden und hat auch schon zu großen Projektverzögerungen und Mehrkosten geführt. Auch aus dieser Problematik heraus haben wir im VDMA eine Arbeitsgruppe gebildet, die auch hier einen Standard inkl. Rollenverantwortlichkeiten entwickelt haben. LIF – Layout Interchange Format.
Stichwort LIFT – Layout Interchange Format was verbirgt sich dahinter?
Im VDMA gibt es dazu eine Arbeitsgruppe, die wir als DS AUTOMOTION angestoßen haben. Sie regelt Zuständigkeiten, Definition der Verantwortlichkeiten der an einer Realisierung/Änderung Beteiligten sowie die Übergabe der Kursdaten an Flottenmanager. Im ersten Quartal 2023 wird die erste Version publiziert, aber viele unserer Mitglieder im VDMA, die auch aktiv mitarbeiten sind auch hier auf einem Wissensstand, auch wenn es noch nicht veröffentlicht ist. Es hilft uns allen bereits bei einer aktiven Umsetzung in Projekten. Kunden und Hersteller!
Planbare Autonomie – ein Thema nur für das Krankenhaus?
Nein – Zurzeit wird die gesamte Branche unterteilt in AMRs und AGVs- also fester und flexibler Fahrweg. Fallweise muss abgeklärt werden – wieviel Autonomie benötigt der Betreiber. AMRs sind in der Performance (Transportleistung / Fahrzeug) einem FTS unterlegen. Die Funktionalität Autonomie ist per se kein Vorteil, aber sie ist wichtig und muss dort zum Einsatz kommen, wo es dem Kunden einen Mehrwert bringt. Wir bieten mit der planbaren Autonomie in einer Anlage das Beste aus beiden Welten. Dort wo Durchsatz und geordneter Transportfluss gewünscht wird fahren wir fix gebunden und in Zonen, in denen der Kunde die Flexibilität wünscht, lassen wir den Fahrzeugen die Freiheit seine effiziente Spur zu verlassen und in anderen Zonen lassen wir es gänzlich dem Fahrzeug autonom zu fahren. Ein echter Mehrwert für unsere Kunden mit dieser innovativen Lösung.
Apropos Navigation, was kommt nach SLAM?
Ich denke, kamerabasierte Systeme und somit in 3D sind die Zukunft. Speziell wenn Personenschutz integriert wird, dann haben wir alles was wir brauchen, um sicher zu sehen.
Abschlussfrage: Wie ist die Liefersituation in Linz?
Natürlich bereitet auch uns dies Lieferkettensituation Probleme. Unter diesen Umständen zeigt sich wer ist Lieferant, und wer ist Partner. Eines darf man aber unter diesen Umständen nicht vergessen, nicht nur wir haben diese Probleme, auch unsere Kunden. In der Regel zeigen viele unserer Kunden bis zu einem gewissen Grad auch Verständnis.